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In den folgenden Einträgen sind alle älteren Berichte der Buxtehuder Ortsfeuerwehren zu finden.

Datum Meldung Beteiligte Buxtehuder Ortsfeuerwehren
19.12.2015

Zug I

Das Tageblatt beim Punschverkauf

Vielen Dank an Lars Strüning vom Tageblatt für den sehr amüsanten und sympathischen Bericht in der heutigen Ausgabe.

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Fotos: Tageblatt

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Strüning schenkt Glühwein ein – auf Wunsch gibt’s Punsch

Diesen Geruch wird er wohl seinen Lebtag nicht mehr aus der Nase bekommen. Die intensive Duftnote aus Glühwein, Bratwurst und verbranntem Holz hat Lars Strüning stundenlang begleitet.

Der stellvertretender TAGEBLATT-Chefredakteur hat während seiner Extratour das Team der Buxtehuder Feuerwehr auf dem Weihnachtsmarkt unterstützt. Hier sein Bericht.

Das hält der stärkste Mann nicht aus, zu denen ich ohnehin nicht gehöre. Der heiße Dampf aus dem Kessel benebelt die Brille bis zur extremen Sehbehinderung, der Qualm des verbrennenden Holzes, über dem der Kessel aufgehängt ist, beißt in den Augen und kratzt im Hals. Da habe ich mich schon schön auf was eingelassen. Aber jammern hilft mal wieder nicht viel. Die Jungs warten, ich sehe sie nur aus dem Augenwinkel wie sie sich vor mir aufbauen, mit den Gläsern klingen, mit den Hufen scharen und versuchen, mich mit lockeren Sprüchen unter Druck zu setzen.

Ich habe die Pole-Position inne. Schön warm hier direkt am Feuer. Mit dem Ein-Liter-Messbecher geh ich mit langem Arm tief in den Kessel – und verbrenne mir im heißen Glühwein die Finger. Gut, dass der Fotograf nicht da ist, vielleicht würde er meine Tränen trocknen. Aber die Kameraden haben sich noch nicht bewegt. Also schenke ich ihnen ein. Die Punschgläser halten sie mir entgegen wie junge Vögel ihre Schnäbel zum Füttern. Im Blindflug und über den Brillenrand lukend fülle ich Glas um Glas. „Mach mal voll, die Kunden sollen ja auch wieder kommen“, muss ich mir anhören. Also noch mal tief eintauchen, Finger nicht verbrennen, Augen schließen, damit Qualm und Dampf nicht so beißen, und weiter geht‘s.

Eine gute halbe Stunde, gefühlt sind es zwei, mache ich den härtesten aller Jobs am Glühweinstand, den Einschenker, dann löst mich ein junger Mann ab. Danke dafür. Meinem Bewegungsdrang tut das keinen Abbruch. An der frischen Luft drehe ich auf. Suche mir um Glühwein flehende Kundschaft. Ist gut was los heute bei der Feuerwehr. Am Freitag war der Start völlig verregnet. Ein Reinfall. Jetzt am Sonnabend zur besten Fußball-Bundesligazeit herrscht zwar kein überfallartiger Ansturm, aber steter Besuch – genau richtig zum Arbeiten.

Zwei Glühwein ordert eine Frau im besten Alter. Mit Schuss?, frage ich mit gespielter Routine. Nein, junger Mann, entgegnet sie, schießen brauchen sie nicht auf mich. Macht drei Euro. Mit Rum wären es vier gewesen. Ich bin ja schließlich im Einsatz um die Kasse der Feuerwehr, oder besser: des Fördervereins der Feuerwehr zu füllen. Bis zu 500 Liter Glühwein verkaufen die Kameraden an einem Wochenende auf dem Weihnachtsmarkt. An diesem Sonnabend waren es – mit meiner Hilfe – gut 200. Aus dem Erlös werden T-Shirts angeschafft oder Defibrillatoren.

Es gab aber schon bessere Jahre, als 1200 Liter Glühwein über den Tresen gingen, erinnert sich Organisator Gerd Meyer. Seit 1984 mischt die Feuerwehr, der Zug 1 aus der Innenstadt, mit. Damals wurde der Punsch noch in der Küche von Malermeister Struckmann aufgewärmt und auf dem Petri-Platz verkauft. Seit Jahren steht der Stand am Rathaus, erst direkt davor, jetzt seitlich in der Langen Straße. Im Feuerwehrgerätehaus am Westmoor wärmen Andrea Meyer, Gerds Frau, und Carsten Hoening den Glühwein auf und füllen ihn in eine Therme. Die wird vom Boten per Kleinbus in die City gefahren. Schmutzige Gläser nimmt er mit zurück. Die werden in einem professionellen Geschirrspüler gesäubert. Aber ich schweife ab.

Punsch um Punsch wird bestellt, mit und ohne Schuss. Ich fülle Rum mit dem Spender ab, fordere den Einschenker auf, der auch mit gereizten Augen kämpft, großzügig zu sein, kassiere und wünsche zum Wohl. Nein, Eierpunsch haben wir nicht, gehen sie bitte zu den Profis. Enttäuschung, nächster Kunde. Ich komme in Fahrt, schnappe mir den Lappen und wische den vom Glühwein klebrigen Tresen sauber, fordere Stadtbrandmeister Horst Meyer, Gerds Bruder, auf, frisches Wischwasser zu besorgen. Der muss ja schließlich auch was zu tun haben.
Liebevoll streichel ich mit dem Lappen über den roten Helm, der als Trinkgeldkasse umgemünzt wurde. Schnell noch die Gläser zurückgestellt in die Körbe und schon sieht alles schier aus. Jetzt muss ich erst mal eine Bratwurst haben. Der ständige Geruch von nebenan macht Appetit. Gerd kommt mit und lächelt: „Na, genug vom Glühwein?“, fragt er lächelnd und fügt hinzu: „Aber auf Wunsch gibt’s auch Punsch.“ Ich weiß: Das ist meine Überschrift.

Erstellt von gpe am 19.12.2015
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