#throwbackthursday

 

Auf dieser Seite wollen wir von Zeit zu Zeit alte, spannende und große Einsätze aus der Vergangenheit vorstellen.

 

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Datum / Uhrzeit Meldung
26.07.1971

Fliegeralarm am Montagabend!

Es war ein kleiner Fehler mit großer Wirkung, der am Montagabend 26.07.1971 einem Buxtehuder Polizisten passierte. Zuweilen alleine auf der Wache gingen gegen 20:23 Uhr mehrere Anrufe in der Buxtehuder Polizeiwache ein, die einen Dachstuhlbrand in der Rübker Straße melden wollten. Im aufkommenden Stress drückte der Polizist versehentlich die falsche Taste am Sirenenauslösegerät - Fliegeralarm! (Damals war die Alarmierung der Buxtehuder Feuerwehren noch an die Polizeiwache Buxtehude angegliedert, die sich zu der Zeit noch im alten Stadthaus in der Poststraße befand.)
Zum damaligen Zeitpunkt dürfte der auf- und abschwellende Heulton der Buxtehuder Sirenen bei einem Teil der Bevölkerung böse Erinnerungen an die Weltkriegszeit ausgelöst haben. Aufgeschreckt durch das Sirenengeheul und die wenig später folgenden Martinhörner, machten sich Unmengen an Schaulustigen zu Fuß oder mit dem Auto auf den Weg zur von weitem sichtbaren Einsatzstelle. Die nachrückenden Feuerwehrmänner hatten große Mühen ebenfalls dorthin zu gelangen.

Unten angehängt zwei Einsatzberichte der beiden Buxtehuder Zeitungen. Interessant an den beiden Texten ist der sehr unterschiedliche Umgang mit dem Einsatzgeschehen und - für heutige Datenschutzzeiten - das Nennen der vollständigen Namen und Adressen der Geschädigten. Um diese Daten der heutigen Zeit ein wenig anzupassen, haben wir den Text an einigen Stellen "geschwärzt".


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Polizist drückte falsche Taste: Fliegeralarm schreckte Einwohner

Pächter H.: „Mir flog eine Taube entgegen"

B u x t eh u de (th) — Obwohl schlüssige Beweise noch fehlen, verstärkt sich der Verdacht, daß der Großbrand an der Rübker Straße durch einen Kurzschluß entstanden ist. Pächter Ferdinand H. (45) war kurz vor Ausbruch des Feuers auf den Dachboden des Hauses gestiegen. Dabei flatterte ihm eine gerade flügge gewordene Taube entgegen. „Das hat man ja öfter. Ich hab' mich weiter gar nicht drum gekümmert", berichtete H. gestern dem BT. Man nimmt an, daß die Taube gegen eine Lampe geflogen ist und es dadurch zum Kurzschluß kam. Auf dem Boden des Wohnhauses befand sich ein Schlag mit etwa 40 bis 50 Tieren.

Ganz Buxtehude war am Montagabend aufgeschreckt worden. Kein Wunder! Als man dem diensthabenden Polizeibeamten um 20.23 Uhr den Brand meldete, liefen die Telefondrähte heiß. Drei Fernsprechapparate wollten gleichzeitig bedient sein, außerdem mußte er sich um den Publikumsverkehr kümmern und - er war allein in der Wachstube. Da drückte der Polizist auf die falsche Taste und statt der schrillen Feuersirene war Fliegeralarm zu hören. Der falsche Tastendruck sollte sich wenig später als verhängnisvoll erweisen. „Ich habe das auch nicht für voll genommen", erklärte gestern frank und frei Stadtbrandmeister Gustav Hausmann. Wie ihm erging es auch einigen anderen Wehrmännern. Nicht so dem Maschinisten Hinrich Meier und dem Gerätewart Kurt Brandes. Beide waren sofort zum Spritzenhaus geeilt und fuhren „auf Sicht" in Richtung Rübker Straße. Durch die Autos gaffender Mitbürger und eine neugierige Menschenmenge (Foto) wurde die Feuerwehr ganz erheblich behindert. Nur mit Mühe gelang es ihr, sich eine Gasse zu bahnen. Stadtbrandmeister Hausmann: „Wir hätten ja auch mit dem
Schlauch dazwischenhalten können Aber das dürfen wir nicht, weil das ein Eingriff in die persönliche Freiheit des einzelnen ist."

Nach zirka einer halben Stunde hatte die Buxtehuder Wehr, 27 Mann des ersten Zuges, den Brand unter Kontrolle. Aber es dauerte noch bis ein Uhr in der Nacht, um das Feuer restlos zu löschen. Zurück blieb eine Nachtwache, und gestern wurde sicherheitshalber noch einmal nachgelöscht. Für die Wehrleute war es nach Auskunft des Stadtbrandmeisters „ein ganz normaler Brand". Nachdem man die Schornsteine und den Giebel eingerissen hatte, war auch die Einsturzgefahr weitgehend gebannt.

Nur wenige Stunden Schlaf gönnte sich der Pächter des Hauses, Ferdinand H. Er schlief auf einem Heuschober neben dem Gebäude. Seine Frau und die drei Kinder sowie seine betagten Eltern kamen bei Nachbarn unter. Häuslich will man sich's jetzt zunächst einmal in der Garage machen.

Noch 24 Stunden nach dem Großfeuer qualmte die Ruine, obgleich die Brandwache mehrmals in der Nacht zu den Wasserschläuchen hatte greifen müssen. Immer und immer wieder züngelten Flammen empor. Pächter H. konnte es nicht fassen: „Wie das gekommen ist...?" Und dabei hatte man beabsichtigt, auch den älteren Teil des Hauses zu erneuern. Das Baumaterial war schon gelagert. Jetzt muß das Wohnhaus von Grund auf renoviert werden.


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Brand richtete 150000 DM Sachschaden an
 
Verursachte ein Täubchen Großfeuer in Buxtehude?

Buxtehude (BT) - Hat eine Taube den Großbrand verursacht? Halb Buxtehude war auf den Beinen, als gestern Abend das Wohnhaus der siebenköpfigen Landwirtsfamilie H., Rübker Straße,
einem Feuer zum Opfer fiel. Nach vorläufigen Schätzungen entstand ein Sachschaden von rund 150000 DM. Scharen von Schaulustigen und deren Pkw blockierten die Zufahrtsstraße zum Ort des Geschehens. Sie waren um 20.30 Uhr durch Fliegeralarm statt durch die Feuersirene aufgeschreckt worden. Gestern abend verstärkte sich die Vermutung, daß das Feuer von einer Taube verursacht
wurde. Sie flog wahrscheinlich gegen eine Lampe auf dem Dachboden des Wohnhauses und löste so einen Kurzschluß aus.

Regina H., 16jährige Tochter des Pächters: „Das Licht ging im ganzen Haus schlagartig aus." Auf dem Boden, von wo sich das Feuer rasch ausbreitete, befand sich ein Schlag mit etwa 40 Tauben. Zunächst meinte Vater Ferdinand H. (45) es handele sich um eine Stromabschaltung. Kurz darauf stellte er jedoch mit Entsetzen fest, daß auf dem Boden Feuer ausgebrochen war.

Fast gleichzeitig bemerkten Nachbarn wie Rauch aus dem H.'schen Haus aufstieg. Eine Nachbarin beruhigte sich mit der Feststellung: „Wir dachten die verbrennen wohl etwas." Helga S., die vor dem Haus auf ihre Freundin Regina wartete, um mit ihr Federball zu spielen, lief sofort in ein Nebenhaus, um die Polizei und Feuerwehr zu alarmieren. Das war um 20.23 Uhr.

Schicksalhaft mutet es an, daß Martha H. (45), die Mutter, ihrer Tochter Anita (18) kurz zuvor davon abgeraten hatte, mit dem Wagen des Vaters wegzufahren. Anita fuhr trotzdem. Auch Bruder Carl-Heinz (15) war, als der Brand ausbrach, nicht zu Hause. Er holte ein Pferd von der Weide.

Mitbewohnt wurde das rund 200 Jahre alte Haus, dessen Vorderfront allerdings neueren Datums ist, von den Eltern des Ferdinand H. Michael (78) und Juliana (73) H.. Sie sind von dem Unglück besonders erschüttert. 1940 wurden die beiden aus Bessarabien ausgewiesen. Erst 12 Jahre später pachtete das Senior-Ehepaar das Haus an der Rübker Straße, dessen Besitzer der Buxtehuder Gärtner Hermann F. ist. Noch vor wenigen Monaten, im Dezember des vergangenen Jahres, begingen die alten H. ihre goldene Hochzeit und vor zwei Wochen hatte Frau Juliana Geburtstag.

Eine gewaltige Menschenmenge verfolgte gebannt die Löscharbeiten der Buxtehuder Freiwilligen Feuerwehr, darunter auch Stadtdirektor Wilhelm Albrecht. In aller Eile schleppte die Familie, unterstützt von hilfreichen Nachbarn und Feuerwehrmännern, Möbel und Hausrat aus den verqualmten Räumen. Der größte Teil des Inventars blieb für sie jedoch unerreichbar.

Mit den H. sind auch die Tauben obdachlos geworden. In Scharen umkreisten die Vögel den Dachstuhl. Eines der Tiere ließ sich auf dem brennenden Giebel nieder.
 

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Erstellt von gpe
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